Rebble: Wie eine Community den Traum der perfekten Smartwatch wiederbelebt

Als die Pebble Smartwatch 2016 nach ihrer Übernahme durch Fitbit langsam von den Ladentischen verschwand, hielten viele Tech-Fans den Atem an. Pebble war mehr als nur ein Gadget: Mit ihrem ePaper-Display, der einwöchigen Akkulaufzeit und dem minimalistischen Design setzte sie Maßstäbe, die bis heute unerreicht sind. Doch während die großen Hersteller auf immer komplexere Wearables mit Fitness-Trackern und Sprachassistenten setzten, weigerte sich eine Gruppe leidenschaftlicher Entwickler und Nutzer, das Ende hinzunehmen. Sie nannten sich Rebble – und schrieben damit Tech-Geschichte.


Pebbles Vermächtnis lebt weiter: Open Source macht’s möglich

Der entscheidende Durchbruch kam 2023, als Google überraschend den Quellcode des legendären PebbleOS veröffentlichte. Das Betriebssystem, intern als „Tintin“ bekannt, war jahrelang unter Verschluss gehalten worden. Für die Rebble-Community war das wie ein Sechser im Lotto: Statt mühsam ein eigenes System zu entwickeln, konnten sie nun direkt auf der Originalsoftware aufbauen. „Das ist, als würde man einem Oldtimer-Fan die Blaupausen eines Porsche 911 schenken“, erklärt ein Entwickler im Rebble-Forum.

Doch was bedeutet das konkret? Ganz einfach: Neue Smartwatches, die Pebbles DNA in sich tragen – langlebig, datensparsam und mit Tasten statt Touchscreen –, sind plötzlich möglich. Eric Migicovsky, der Gründer von Pebble, arbeitet bereits an einem Prototypen. Seine Vision: Eine Uhr, die „mindestens sieben Tage hält und nicht jedes Jahr ersetzt werden muss“.


Die unsichtbaren Helden: Rebble Web Services

Damit alte Pebble-Uhren auch 2025 noch funktionieren, braucht es mehr als nur Nostalgie. Im Hintergrund arbeiten die Rebble Web Services (RWS) wie ein Schweizer Uhrwerk. Diese Cloud-Infrastruktur ersetzt die längst abgeschalteten Pebble-Server und ermöglicht alles, was die Smartwatch smart macht: Apps wie den Wetterdienst, Spracherkennung oder die Synchronisation mit dem Smartphone. Über help.rebble.io/setup kann jeder seine Uhr neu aktivieren – gegen eine freiwillige Gebühr von 3 Dollar im Monat wird sogar der volle Funktionsumfang freigeschaltet.

„Wir sind keine Firma, wir sind eine Bewegung“, sagt Katherine Berry, eine der Schlüsselfiguren hinter Rebble. Die Non-Profit-Organisation finanziert sich durch Spenden und lebt von der Arbeit unzähliger Freiwilliger. Auf GitHub entsteht derzeit RebbleOS, ein Nachbau des Pebble-Betriebssystems, der künftig auch moderne Hardware unterstützen soll. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen – doch wer Lust hat, kann selbst mit coden.


Hackathons, 3D-Druck und Retro-Charme

Das Herz von Rebble schlägt auf Discord und Reddit. In der Rebble-Community tauschen Nutzer nicht nur Reparatur-Tipps für brüchige Knöpfe oder ausgeleierte Akkus aus, sie entwickeln auch verrückte Apps. Beim jährlichen Rebble-Hackathon entstanden schon ein Bitcoin-Preis-Ticker, ein KI-Assistent namens „Snowy 2.0“ und sogar eine Version von „Snake“ für das Handgelenk.

„Manche nennen uns Retro-Freaks“, lacht ein Teilnehmer, „aber ich liebe es, dass ich hier meine alte Pebble Time mit selbst gedruckten Knöpfen reparieren kann.“ Tatsächlich sind Anleitungen für 3D-gedruckte Ersatzteile oder Akku-Updates aus China in der Community Gold wert. Wer kein Bastler ist, findet auf Plattformen wie eBay noch gebrauchte Modelle – oft zu Preisen unter 50 Euro.


Die Zukunft: Eine Smartwatch, die niemals stirbt

Was kommt als Nächstes? Die Pläne sind ambitioniert: Bis Ende 2025 soll die Beta von RebbleOS erscheinen, das nicht nur alte Pebbles, sondern auch neue Geräte wie den Prototypen von Migicovsky unterstützt. Kooperationen mit Herstellern wie Pine64 könnten zudem günstige Community-Hardware möglich machen.

Doch der eigentliche Clou liegt anderswo: Rebble beweist, dass Tech nicht zwangsläufig zum Wegwerfartikel werden muss. Während bei Apple und Google die Geräte-Supportzeiträume streng begrenzt sind, läuft auf einer Pebble aus dem Jahr 2013 heute noch dieselbe Software wie auf neueren Modellen – dank der Community.


Fazit: Mehr als nur ein Nischenprojekt

Rebble ist kein bloßes Nostalgie-Projekt. Es ist ein Statement gegen die Wegwerfkultur der Tech-Giganten, ein Labor für nachhaltige Technik – und vor allem ein Beweis, dass leidenschaftliche Nutzer die Welt verändern können. Wer heute eine gebrauchte Pebble kauft, unterstützt nicht nur die Idee offener Hardware, sondern wird Teil einer Bewegung.

Wie es ein Nutzer im Forum formuliert: „Pebble war nie tot. Es hat nur darauf gewartet, dass wir es wiederbeleben.“


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